Samstag 20. September 2025

Kunst zur Fastenzeit

In der Linzer Ursulinenkirche können während der Fastenzeit fünf Kunstprojekte besichtigt werden. Im gleichen Zeitrum ist in der Kapelle des Bischofshofs ein neu gestaltetes Fastentuch zu sehen.

Unter dem Leitthema „Memento Mori“ („Gedenke des Todes“) werden seit rund drei Jahrzehnten bestehende Werke bzw. ortsspezifische Interventionen von Künstler:innen während der Fastenzeit in der Linzer Ursulinenkirche ausgestellt. Erstmals bespielen heuer fünf Künstler:innen mit ihren Werken den Kirchenraum der Linzer Ursulinenkirche vom Dachboden bis in die Krypta: Moritz Matschke, Christel Kiesel de Miranda, Adam Ulen, Ruth Größwang und Martina Jäger, die Förderpreisträger:innen der Jahre 2018 bis 2022. Dabei werden aktuelle Themen wie die Fragilität der Schöpfung, ökologische Veränderungen und ihre existentiellen Auswirkungen, der Umgang mit der Corona-Pandemie, spirituelle Sehnsüchte und Räume als Gedächtnis- und Bildspeicher verhandelt. Nach den Jahren der pandemiebedingten Einschränkungen ein starkes Lebenszeichen herausragender junger Kunstschaffender in der Kirche!


Die Ausstellung wird am Aschermittwoch, 22. Februar nach der Aschermittwochsliturgie, die um 19.00 Uhr beginnt, eröffnet. Kuratiert wurde sie von Martina Gelsinger (Referentin für Kunst & Kultur der Diözese Linz und Obfrau des Diözesankunstvereins) und Anja Ellenberger (Leitung Ausstellungswesen an der Kunstuniversität Linz).


Die Besichtigung der Arbeiten und Interventionen im Kirchenraum, Dachboden, vor der Orgelempore und in der Krypta ist im Rahmen eines geführten Rundgangs möglich:


23. Februar bis 6. April jeden Donnerstag und Freitag um 16 und 17 Uhr
sowie nach Terminvereinbarung unter 0732/244011-4571.

 

 

Statement von Kuratorin Martina Gelsinger
Referentin für Kunst & Kultur der Diözese Linz und Obfrau des Diözesankunstvereins


„Die Verbindung von Kunst und Kirche hat eine Tradition, die über Jahrhunderte bis in die Gegenwart reicht: In der Diözese Linz gibt die zeitgenössische Kunst wichtige Impulse und setzt ein starkes Lebenszeichen. Ein starkes Band zwischen der katholischen Kirche, der Kunstuniversität Linz und jungen Kunstschaffenden hat auch der Diözesankunstverein Linz mit seinem Förderpreis vor mehr als einem Vierteljahrhundert geknüpft. Mit dem Preis, der zu den ältesten kirchlichen Kunstpreisen zählt, werden seit dem Jahr 1996 jährlich Absolvent:innen der Kunstuniversität für herausragende Abschlussarbeiten ausgezeichnet. Seit 2001 wird parallel zum Preis für Bildende Kunst ein Preis für Architektur verliehen. Die Auswahl der ausgezeichneten Arbeiten wird durch eine Fachjury ermittelt, die sich aus Kunst- und Architekturexpert:innen zusammensetzt. Ein besonderer Fokus liegt neben der künstlerischen Qualität auf Werken, die sich religiösen, sozialen oder ethischen Fragestellungen widmen und existentielle Themen in den Blick nehmen.“

 


Statement von Brigitte Hütter, Rektorin der Kunstuniversität Linz


„Künstlerische Interventionen in der Linzer Ursulinenkirche: Fünf Künstler:innen der Kunstuniversität Linz nützen die Gelegenheit, im kirchlichen Rahmen ihre Zugänge zu schwerwiegenden Veränderungen und Krisen unserer Zeit in einen ungewöhnlichen Umfeld  zu präsentieren. Dazu braucht es Mut, feines Gespür und Kreativität. Es ist spannend, welcher Wahrnehmungsbogen dadurch entsteht, welche Themen und Fragen plötzlich im Raum der Ursulinenkirche und darüber hinaus stehen.“

 


Statement von Kuratorin Anja Ellenberger
Leitung Ausstellungswesen an der Kunstuniversität Linz


„Aus dem unglücklichen Umstand heraus, dass in den vergangenen drei Pandemiejahren eine Prä-sentation der jeweiligen preisgekrönten Werke unmöglich war, entstand die wunderbare Idee, sie ge-meinsam in der Ursulinenkirche zu zeigen und die Künstler:innen einzuladen, mit dem Raum zu arbei-ten. Die hier nun auf den Kirchenraum adaptierten Arbeiten werden in den kommenden Wochen das großartige künstlerische Spektrum der fünf Absolvent:innen der Kunstuniversität Linz vielfältig unter Beweis stellen.“

 


Die Künstler:innen und ihre Werke

 

Moritz Matschke


72h Schwarzbild. Aufzeichnungen in künstlicher Dunkelheit
Rauminstallation (2018/2023)

 

„Im Schwarzbild sein, zwischen Bildern sein. – Ich erinnere mich an das zuvor gesehene und imaginiere das im nächsten Moment erscheinende Bild. 72h Schwarzbild basiert auf einem Experiment mit künstlicher Dunkelheit im Kirchturmzimmer des Linzer Mariendoms. Über 72h unterbreche ich das Primat meiner visuellen Wahrnehmung und zeichne das imaginierte Stadtbild an die mit Papier ausgekleideten Wände des völlig abgedunkelten Raumes. Künstliche Dunkelheit fungiert als Erzähltechnik, als inszenierendes Instrument von Sichtbarkeiten. Anstatt mittels korrekter Zeichnung den perspektivisch geordneten Raum einer Stadt zu reproduzieren, erschaffe ich eine ordnungslose Ansicht urbaner Erinnerungen. Der bewusste Verzicht auf meinen Sehsinn lässt ein multiperspektivisches, lückenhaftes und fraktales Stadtbild entstehen, welches sich jeglicher Form von Objektivierung verweigert. Die mit weißem Acrylstift gezeichneten Linien überlagern sich, durchkreuzen sich, ergänzen sich. Es gibt keine einheitliche Perspektive, keinen Fluchtpunkt, keine Hierarchie.“ (Moritz Matschke)


Die Idee und das Konzept, sich aus der Welt zu nehmen und gleichzeitig neu zu positionieren, greift Moritz Matschke mit seiner performativ angelegten Arbeit auf neue Weise auf und erarbeitet für die Ursulinenkirche eine neue ortsbezogene Fassung. Seine künstlerischen Projekte fokussieren sich auf ortsbezogene Installation und Intervention, meist unter Einschluss der Öffentlichkeit.


MORITZ MATSCHKE studierte bildende Kunst und Kunstvermittlung an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz. Derzeit Promovend und Assistent in der Künstlerischen Praxis am Institut für Kunst und Bildung der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz. Seit 2019 im Vorstand des Bildungs- und Kulturvereins A.R.E.A.L., Wien.


moritzmatschke.at

 

Martina Jäger


Resonanz von A bis Z
Druckgrafik auf Vliestapete (2022/23)

 

Martina Jägers Arbeit Resonanz von A bis Z ist eine Reflexion menschlicher Reaktionen und Verhaltensweisen während der COVID-Krise. Ausgangsbasis ihrer Überlegungen war die Frage: „Welchen Dialog führst du mit dir und der Welt abseits einer kapitalistischen Steigerungslogik im Sinne von „Schneller, Besser, Mehr“? Jäger fand einen möglichen Zugang dazu in der Resonanztheorie nach Hartmut Rosa. Demnach sei die Essenz des menschlichen Lebens und des gelingenden Lebens „eines, das man mit sich und der Welt in Resonanz führe. Resonanz als Essenz des menschlichen Lebens.“


Aus 19 Befragungen, die sie mit Linzer:innen aus unterschiedlichen sozialen Milieus durchführte, entwickelte die Künstlerin 26 kurze Erzählungen. Diesen Texten stellte sie konkret-abstrakte Illustrationen zur Seite. Es entstanden daraus ein Wandbild, eine Serie von kleineren Gemälden sowie ein Künstlerbuch, das individuell gefundene Lebensweisheiten in piktogrammartige Visualisierungen umsetzt und veranschaulicht. Jägers künstlerische Auseinandersetzung fußt auf einer Befragung von Menschen und ihren individuellen Zugängen zu einer außergewöhnlichen Krisensituation. Das Künstlerbuch ist ein Konzentrat ihrer Forschungen. Die bildnerischen Umsetzungen, die die Texte begleiten, greifen als gemalte visuelle Verdichtungen wesentliche Momente der Erzählungen heraus und präsentieren sie als kompakte Bildchiffren.


MARTINA JÄGER studierte Visuelle Kommunikation an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz. Aktuell arbeitet sie als Grafikerin und Fotografin in Linz.
Instagram: @studiomartinajaeger

 

Christel Kiesel de Miranda


Ende Gelände
Skulpturale Rauminstallation (2019/2023)


Konglomerat L
Diverse Materialien aus dem Tagebau Schlabendorf-Süd mit Gips


Untitled (Rekord)
Film geloopt 5 min (2020–23)
aus der Reihe : there might be giants

 

Der Titel der Arbeit Ende Gelände (d. h., „nichts geht mehr“) nimmt Bezug auf die landschaftlichen Veränderungen durch den Braunkohleabbau in der Lausitz und steht für das Bild der Verwüstung, für entsiedelte Gebiete, scheinbare Mondlandschaften, verschwundene Dörfer und Seen als geflutete Restlöcher, welche die Braunkohlegruben in der Landschaft hinterlassen haben und es werden Existenz, Identität, Heimat und Arbeit in Verbindung mit menschlichem Fortschritt und den damit einhergehenden Verlusten verhandelt. Die Arbeit besteht aus […] Arbeiten zum „vagen Raum“, in dem die zuvor analysierte Bergbau-Folge-Landschaft künstlerisch reflektiert wird. Die Künstlerin hat die vielfältigen ökologischen und sozialen Veränderungen im Braunkohleabbaugebiet im Ort Crinitz unmittelbar erfahren.


Die Arbeit erschafft neue Metaphern für ökologische Veränderungen und ihre existentiellen Auswirkungen und verbinden so wissenschaftliche Recherche und poetische Qualität.
CHRISTEL KIESEL DE MIRANDA studierte zunächst Industriedesign, Keramik-/Glas- und Mode- design an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle/Saale. Danach Studium Plastische Konzeptionen/Keramik an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz. Seit 2020 Atelier- und Ausstellungsraum EFES 42 Linz. Seit 2021 Universitätsassistenz für Bildhauerei am Mozarteum in Salzburg. Lebt und arbeitet in Linz und Brandenburg.


christelkiesel.de

 

Adam Ulen


Chattering Teeth 
figurative Installation (2019) 


Vanitasche und Aktenkopfer
Keramik, Aktentaschen- bzw. Handtaschenhenkel (2022) 

 

Chattering Teeth bezieht sich auf den Produktnamen eines bekannten Scherzartikels und thematisiert auf bewusst plakative Weise existentielle Sinnfragen zwischen fernöstlicher Spiritualität und objektiver Ungewissheit. Die Inszenierung wirkt durch die Gegensätze, die in den drei Figuren aus Polyurethan aufeinandertreffen, absurd. „Das Popidol fernöstlicher Weisheit, der Dalai Lama, […] eignet sich als Projektionsfläche spiritueller Sehnsüchte des ̦entzauberten‘ westlichen Menschen.“ (Adam Ulen) Nähern sich Betrachter:innen der Skulpturengruppe, beginnen die Figuren mit den Zähnen zu klappern. So gelingt es der Arbeit die widersprüchlichen Seiten der europäischen westlichen Sinnsuche aufzudecken. In den Figuren wird sichtbar, wie fernöstliche Spiritualität buchstäblich den westlichen Figuren aufgesetzt wird. Aktenkopfer und Vanitasche greifen den Totenkopf als das zentrale Motiv der Vanitas-/memento mori-Darstellung auf, wobei durch wenige, einfache Attribute – einerseits die Henkel, andererseits die Gestaltung bzw. Nicht-Gestaltung der Schädeloberfläche – eine Verbindung zum modernen Alltag hergestellt wird. Daraus ergeben sich Konnotationen, die Verstrickungen in gesellschaftliche Zwänge und Rollenbilder enthüllen wie Geschlechterspezifik, Arbeitsmoral, Modediktat und das „Getriebensein“, so der Künstler. 


„Ein Schwerpunkt [meines] künstlerischen Schaffens liegt im Dreidimensionalen und Gegenständlichen. Sie umfasst u. a. plastische, figurative, kybernetische und installative Arbeiten. Dabei spielt nicht die zwanghafte Einhaltung eines formalen Gesamtkonzepts die Hauptrolle, sondern die Umsetzung inhaltlicher Schwerpunkte, die den Menschen in seiner Widersprüchlichkeit als Teil einer widersprüchlichen Welt in den Mittelpunkt des Interesses rücken.“ (Adam Ulen)


ADAM ULEN absolvierte 2020 seinen Master of Arts in Plastische Konzeptionen an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz. Er arbeitet unter einem Pseudonym, das es ihm ermöglicht, die persönliche Biografie aus der Rezeption der Arbeiten auszublenden. adam-ulen.com, Instagram: @adam_ulen

Ruth Größwang


Symbiotic Matter. 
Über die Bedeutung symbiotischer Beziehungen im Anthropozän
Wasserglas, Adlerfarn, Pestwurz, Stein (2021)

 

Ruth Größwangs Arbeit behandelt den Mythos der Schöpfung und der Evolution – eine Welt ohne Menschen – würde sie als Organismus besser funktionieren als mit? Anhand der Theorien der Mikrobiologin Lynn Margulis und der Naturwissenschaftlerin und emeritierten Professorin für feministische Theorie Donna Haraway setzte sich die Künstlerin mit der Symbioseforschung auseinander. Die verblüffende Erkenntnis, wonach naturbezogene Prozesse auf der Mikroebene im Sinne der Symbiose viel kooperativer sein könnten als bisher angenommen, schließt den Menschen nicht mit ein. Letzterer wird als Dysbiont gesehen, der sich durch seine exzeptionalistische Einstellung von der Natur entfremdet hat.


Ruth Größwang visualisiert das erläuterte Paradigma der Symbiose an gepressten Waldpflanzen, „deren Art von symbiotischem Kollaborieren nicht nur sie selbst, sondern das ganze Ökosystem Wald am Leben erhält.“ (Ruth Größwang). Dem Dysbioten Mensch hingegen legt sie in ihren Fotoarbeiten eine absurde Rüstung an, „die ihn weniger schützt als vielmehr von der Umwelt abkapselt.“


Die mit organischem Material gestaltete Kugelform ihrer Rauminstallation visualisiert einen in sich geschlossenen Kosmos, dessen großer Reiz in seiner Fragilität und Transparenz liegt.


RUTH GRÖßWANG studierte von 2015 bis 2021 Bildnerische Erziehung und Textiles Gestalten und ab 2021 Bildende Kunst (Experimentelle Gestaltung) an der Kunstuni Linz. Lebt und arbeitet in Linz. 
Instagram: @ruth_groesswang

 


Termine

 

Aschermittwoch mit Kunst: Memento Mori
Mittwoch, 22. Februar 2023, 19 Uhr
Aschermittwoch-Liturgie und Eröffnung 
Predigt: Markus Schlagnitweit 
Musik: Geistliche Musik v. J. S. Bach
Karl Brandstötter, Tenor / Anton Reinthaler, Orgel

 

Kunstgespräch mit den Künstler:innen
und den Kuratorinnen Anja Ellenberger und Martina Gelsinger

Mittwoch, 22. März 2023, 18 Uhr

 

Concert spirituel
Karfreitag, 7. April 2023, 15 Uhr 
Fridolin Dallinger (1933–2020)
„Herr, du gingst den Weg des Kreuzes“
Passion frei nach Markus für Sprecher, Bariton solo, gemischten Chor und Bläserquartett
Leitung: Christian Schmidbauer

 


Der Diözesankunstverein Linz


Der Kunstverein der Diözese Linz besteht seit 1859 und hat rund 300 Mitglieder. Es ist einer der ältes-ten kirchlich getragenen Kunstvereine und einer der wenigen noch bestehenden aus dieser Zeit. Die Ziele des Diözesankunstvereins (DKV) wurden Anfang der 1990erJahre unter dem 2018 verstorbenen Obmann Prof. Günter Rombold neu formuliert: Wesentlich sind die Mitherausgabe der Zeitschrift „kunst und kirche“ und die Förderung von jungen, zeitgenössischen Künstler:innen. Tagesfahrten und Veranstaltungen unter dem Motto „Kunst in der Region“ – z. T. in Kooperation mit dem Evangelischen Bildungswerk – gehören ebenso zum Programm des DKV.


Der Förderpreis des Diözesankunstvereins Linz wird seit 1996 jährlich vergeben. Es werden damit Abschlussarbeiten an der Kunstuniversität Linz ausgezeichnet, die von besonderer künstlerischer Qualität und von einer ethischen, sozialen oder religiösen Relevanz sind. Seit 2001 wird parallel zum Preis für Bildende Kunst ein Preis für Architektur verliehen. Im Jahr 2022 wurde die Dotierung des Preises von 1.500 Euro auf 2.000 Euro angehoben. Mit der Vergabe des Preises ist auch eine Aus-stellung der ausgezeichneten Arbeiten verbunden.


Die Auswahl erfolgt durch eine Fachjury. Jurymitglieder waren in den vergangenen Jahren u.a. Hemma Schmutz, Brigitte Reutner-Doneus (beide LENTOS Kunstmuseum Linz), Gabriele Spindler (OÖ. Landes-Kultur GmbH.), Anja Ellenberger (Kunstuniversität Linz) und Martina Gelsinger (Diözesankunstverein Linz). Zu den Förderpreisträger:innen zählen mittlerweile renommierte Künstler:innen wie Katharina Struber, Markus Schinwald, Paul Kranzler, Elisabeth Altenburg, Karin Fisslthaler, Rainer Nöbauer-Kammerer. Mit dem 2001 gegründeten Förderpreis für Architekturabsolvent:innen der Kunstuniversität Linz wurden u. a. Franz Koppelstätter, Anna Heringer und Tobias Hagleitner ausgezeichnet.


www.dkv-linz.at/

 


Ursulinenkirche Linz


Die barocke Ursulinenkirche war bis 1968 Klosterkirche der Ursulinen. Seit der Restaurierung 1985 dient sie als Kunst-, Konzert- und als Gemeindekirche für das Forum St. Severin/Katholischer Akademikerverband und ist heute auch zentraler Standort der Citypastoral der Diözese Linz.


Unter dem Titel „memento mori – Kunst in der Fastenzeit“ werden seit rund drei Jahrzehnten Künstler:innen mit bereits bestehenden Werken oder ortsspezifischen Interventionen für den Zeitraum von Aschermittwoch bis Karfreitag in die Ursulinenkirche Linz eingeladen.


https://www.dioezese-linz.at/ursulinenkirche

 


50 Jahre Kunstuniversität Linz


Die Präsentation der Preisträger:innen des Diözesankunstvereins erfolgt in Verbindung mit dem Jubiläum „50 Jahre Kunstuniversität Linz“. Die 1973 in den Hochschulstatus erhobene ehemalige Kunstschule der Stadt Linz begeht dieses besondere Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen.


https://kunstuni-linz.at/

 


Bischofshof Linz: Fastentuch als Kunstprojekt zum Mitmachen

 

Von Mitte Oktober bis Ende Dezember wurde im Linzer Bischofshof fleißig gestickt: Unter Anleitung der Künstlerin Cécile Belmont entstand unter Beteiligung von 52 Stickfreudigen ein Fastentuch, das ab Aschermittwoch 2023 das Kreuz in der Hauskapelle des Bischofshofs verhüllt.


Das Kunstprojekt zum 160-jährigen Bestehen des Diözesankunstvereins wurde im Oktober 2022 gestartet. Begleitet wurde es von der aus Frankreich stammenden und in Linz lebenden Künstlerin Cécile Belmont. Sie lud Mitarbeiter:innen des Hauses und andere Interessierte zum gemeinsamen Sticken und zu Gesprächen über Gott und die Welt ein. Stickerfahrung wurde nicht vorausgesetzt – es ging vielmehr darum, sich mit der je einzigartigen Persönlichkeit und „Handschrift“ einzubringen.


Insgesamt 52 Personen – unter ihnen auch einige Kinder – haben sich an dem partizipativen Kunstprojekt beteiligt und insgesamt 285 Stunden am Fastentuch gearbeitet. Das Motiv zeigt ein Bildnis des „Christus in der Rast“ nach einer Skulptur aus dem 16. Jahrhundert: ein sitzender Christus, der – nach der Geißelung und unmittelbar vor der Kreuzigung – völlig ermattet seinen Kopf mit dem rechten Arm auf dem Oberschenkel abstützt. Im Hintergrund zeichnet sich die Kulisse von Linz ab. 


Von Aschermittwoch (22. Februar) bis Karfreitag (7. April) verhüllt das Fastentuch das Kreuz in der Hauskapelle des Linzer Bischofshofs. Es kann zu den Öffnungszeiten des Bischofshofs (Montag – Donnerstag 8.00 – 17.00 Uhr und Freitag 8.00 – 12.30 Uhr) besichtigt werden. Telefonische Voranmeldung erbeten bei Johann Hintermaier (0676 8776 1114) oder Andreas Kaltseis 
(0676 8776 1102).

 

Statement von Künstlerin Cécile Belmont


„So viele Menschen haben so intensiv und mit viel Liebe daran gearbeitet. Dieses Miteinander, das gemeinsame Sticken und Ins-Gespräch-Kommen, war etwas Wunderschönes. Jetzt gilt es, unser gemeinsames Kunstwerk loszulassen – das Fastentuch lebt ohne uns weiter. Ich freue mich, dass die Besucher:innen in der Kapelle des Bischofshofs es während der Fastenzeit betrachten können: bei Gottesdiensten oder beim persönlichen Gebet. Natürlich wünsche ich mir, dass es viele Menschen berührt. Es lohnt sich, nicht nur das Motiv als Ganzes auf sich wirken zu lassen, sondern sich auch in die Details zu vertiefen. Aus der Nähe betrachtet, werden die unterschiedlichen Stickweisen und Handschriften sichtbar, die gemeinsam ein großes gemeinsames Bild ergeben.“

 

Statement von Kuratorin Martina Gelsinger
Referentin für Kunst & Kultur der Diözese Linz und Obfrau des Diözesankunstvereins


„Im Jahr 2019 war anlässlich des 160-Jahr-Jubiläums eine Ausstellung mit Werken der Diözesankunstverein-Förderpreisträgerinnen Iris Christine Aue und Irma Kapeller im Festsaal des Bischofshofes zu sehen. Anlässlich dieses Jubiläums wurden im gleichen Jahr in Linz lebende Künstler:innen aus dem Egon-Hofmann-Haus (Atelierhaus im Dörfl) eingeladen, Ideen für künstlerische Interventionen im Bischofshof zu entwickeln. Damit wollte man den Bischofshof als Gründungsort für den Verein, der seit 1859 intensiv den Kontakt von Kunst und Kirche pflegt, auf besondere Weise in den Blick nehmen. Das Büro und ein Bibliothekszimmer des Diözesankunstvereins waren für viele Jahrzehnte im Bischofshof untergebracht. Anlässlich des Jubiläums lud der Kunstverein junge Künstlerinnen und Künstler ein, sich mit Ort und Geschichte und mit der Gegenwart von ‚Kunst und Kirche‘ auseinanderzusetzen. Eines der Projekte war die Idee zum partizipativen Sticken von Cécile Belmont. Sie wurde eingeladen, ihr Projekt weiterzuentwickeln. Coronabedingt hat sich die Realisierung um mehrere Jahre verschoben. Umso größer war dann auch die Resonanz auf ihre Einladung zur Partizipation und Begegnung in den Bischofshof. 
Das Fastenbild steht in der Tradition der Andachtsbilder. Cécile Belmont hat das Bild aus bestehenden Motiven zusammengesetzt: „Christus in der Rast“ als Sinnbild für das Innehalten, sowohl im Arbeitsalltag als auch mit Blick auf die gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen. Die Silhouette im Hintergrund zeigt bekannte Wahrzeichen von Linz und verweist mit den Fabriksanlagen – neben kulturellen Orten der Identität der Stadt – auch auf Kontexte von Industrie und Arbeit. Der Bischofshof mit der Kapelle befindet sich mitten im Zentrum von Linz – Kirche verortet sich damit auf vielfältige Weise im Leben der Menschen.


Unter Anleitung der Künstlerin haben in dem vorgegebenen Motiv verschiedene Sticktechniken und -handschriften ihren Platz gefunden. Die Künstlerin hat eine überzeugende Form für die Vielfalt und Unterschiedlichkeit von Stickkenntnissen und Herangehensweisen entwickelt. Bei der Betrachtung fällt auf, dass nicht alle Felder ausgefüllt sind. Es geht bewusst auch darum, Leerstellen frei zu lassen und die Betrachter:innen mit dem Unfertigen zu konfrontieren. Das Fastentuch ist durch die Hände vieler gegangen und schließlich zu einem Objekt der Betrachtung geworden. Cécile Belmont ist es auf sehr sensible Weise und in künstlerisch überzeugender Form gelungen, Menschen innerhalb und außerhalb von Bischofshof und Kirche frei nach ihrem Motto: ‚Die Hände sind beschäftigt, die Gedanken sind frei‘ ins Gespräch zu bringen. Die Gedanken und Gespräche rund um das gemeinsame Sticken am Tisch im Bischofshof sind auf unsichtbare Weise Teil des Kunstprojekts. Wie das fertige Fastentuch selbst wirken auch sie weiter.“

 

Statement von Bischofsvikar Johann Hintermaier


„Fastentücher haben seit jeher die Funktion, die Menschen dazu einzuladen, sich in das Leben Jesu hineinzudenken. Sie sollen zum Nachdenken, Mitfühlen und Handeln nach dem Vorbild und Beispiel Jesu anregen. Das selbst gestickte Fastentuch im Bischofshof ist eine besondere Form der Einbindung und Beteiligung. Jegliche Distanz wird aufgehoben und man wird selbst Teil des Bildes, in diesem Fall des Bildes Jesu. Durch Fasten soll das Trennende von der Botschaft Jesu abgelegt werden, um eine neue und tiefe Beziehung zu sich, zu den Mitmenschen und zu Gott aufzubauen.“

 

Fastentücher


Fastentücher entstanden etwa um das Jahr 1000 im Gebiet nördlich der Alpen und dienten im Mittelalter zur Verhüllung des gesamten Altarraumes. Auf den Bildern waren in zahlreichen Feldern Szenen aus dem Alten und Neuen Testament zu sehen (es handelte sich um sogenannte „Bilderbibeln“). Erst ab dem 16. Jahrhundert wurden die Fastentücher in ihren Dimensionen kleiner und dienten nur mehr zum Verhüllen des Altarbildes. Zu dieser Zeit entwickelten sich einzelne Szenen aus der Passion (Leidensgeschichte Jesu) als Darstellung (Andachtsbilder) heraus, am häufigsten die Kreuzigung. Eindrucksvolle Beispiele von barocken Fastentüchern finden sich etwa in den Pfarrkirchen von Schiedlberg und Garsten. Dass diese Tradition auch in der gegenwärtigen Kunst lebendig ist, zeigen zeitgenössische Fastentücher, u.a. von Nicole Six und Paul Petritsch in der Pfarrkirche Vöcklamarkt, von Andrea Pesendorfer in Linz-St. Magdalena und Caroline Heider in Eferding.

 

Die Künstlerin: Cécile Belmont


Cécile Belmont wurde 1975 in Frankreich geboren und lebt in Linz. Studium der Textilkunst (ESAA Duperré Paris, KHB Berlin Weissensee) und Malerei (Studio Tulio De Sagastizabal, Buenos Aires). Lehrinterventionen u. a. im LENTOS Kunstmuseum Linz, Universität Mozarteum Salzburg, Textil Zentrum Haslach, Universität Wien, Fachhochschule Darmstadt. Cécile Belmont arbeitet an der Schnittstelle zwischen angewandter und bildender Kunst mit wilden Stickereien, bedruckter Kleidung in limitierter Auflage und partizipatorischen Projekten.

 

Presseunterlagen zum Download

 

Pressemitteilung zum Download (doc / PDF)

 

Download: Lebenslauf Cécile Belmont

 

Foto: © Diözese Linz (honorarfrei)

 

Foto 1: Fastentuch: Das Motiv zeigt ein Bildnis des „Christus in der Rast“ nach einer Skulptur aus dem 16. Jahrhundert.

Foto 2: Von Aschermittwoch bis Karfreitag verhüllt das Fastentuch das Kreuz in der Hauskapelle des Linzer Bischofshofs.

Foto 3: Die Künstlerin: Cécile Belmont
Foto 4: Kuratorin Anja Ellenberger, Leitung Ausstellungswesen an der Kunstuniversität Linz

Foto 5: Kuratorin Martina Gelsinger, Referentin für Kunst & Kultur der Diözese Linz und Obfrau des Diözesankunstvereins

Foto 6: „Resonanz von A bis Z“ von Martina Jäger

Foto 7: „Symbiotic Matter“ von Ruth Größwang

Foto 8: „Chattering Teeth“ von Adam Ulen

Foto 9: „Ende Gelände“ von Christel Kiesel de Miranda

Foto 10: v.l.: Künstler Adam Ulen, Kuratorin Martina Gelsinger, Kuratorin Anja Ellenberger, Künstler Moritz Matschke, Künstlerin Christel Kiesel de Miranda und Bischofsvikar Johann Hintermaier

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